In 2 Monaten ist es soweit: Ich werde nach Deutschland zurückkehren.
In diesem Blogpost möchte ich euch ein bisschen erzählen, wie es mir damit ergeht. Meine Gefühle sind durchaus gemischt. Einerseits freue ich mich darauf, meine Familie und Freunde wiederzusehen, andererseits habe ich Angst vor dem allseits bekannten Kulturschock. Denn dieser wird mit Sicherheit nicht gering ausfallen und ich werde wohl meine Zeit brauchen, um mich wieder an alles zu gewöhnen.
Hier mal eine Liste der Dinge, die ich vermissen werde:
- Die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen
- Die riesige Auswahl an Obst; weiteres Essen wie Patacones, Empanadas und Tortillas
- Die unglaubliche Vielfalt der Natur (und die Schönheit!)
- Dass alles relativ schnell zu erreichen ist, so kann man zum Beispiel einfach mal über Nacht in 6 Stunden an den Strand fahren
- Die Lockerheit der Menschen zum Thema Zeit; dass Stress quasi ein unbekanntes Wort ist
- Spanisch sprechen
- Meine ecuadorianischen Freunde
Folgende Dinge werde ich jedoch NICHT vermissen:
- Übervolle Busse
- Die Verschlossenheit von einem Großteil der Menschen zu bestimmten Themen wie Sexualität, Frauenrechte und ähnliches
- Reis essen und allgemein, dass es für Vegetarier manchmal sehr schwer sein kann
- Die Lockerheit der Menschen zum Thema Zeit (manchmal durchaus nervig, wenn nichts nach Plan läuft bzw Freunde und Bekannte fast immer eine Stunde zu spät kommen)
- Dass man als Frau ständig angemacht oder sogar belästigt wird und dass man sich nicht unbedingt sicher fühlt
- Die nicht vorhandene Freiheit, spontan zu machen, worauf man Lust hat (denn entweder der Weg ist zu weit, es wird zu zeitig dunkel oder die Gastfamilie ist nicht einverstanden)
Ich freue mich auf Deutschland und das ehrlich gesagt mehr, als ich gedacht hätte. Natürlich werde ich traurig sein, aber es ist nicht das letzte Mal, dass ich in diesem wundervollen Land bin. Ich habe gelernt, mein Leben in Deutschland zu schätzen und auch wenn ich Ecuador ins Herz geschlossen habe, würde ich nicht hier leben wollen (obwohl, vielleicht für den Ruhestand).
Das Jahr war definitiv ein großer Abschnitt meines Lebens, aber es war ein Leben auf Zeit. Denn letztendlich gibt es nichts, was mich derzeit hier hält.
Oft bekomme ich die Frage zu hören, inwieweit ich mich hier verändert habe. Diese Frage ist jedoch nicht leicht zu beantworten, ich denke, das werdet ihr dann schon merken. Ich bin auf jeden Fall auch entspannter in Bezug auf das Thema Zeit geworden, ich bin vorsichtiger geworden, was meine Sicherheit angeht, ich habe zu schätzen gelernt, ich bin ernsthafter in Bezug auf globale Ungleichheiten und die Begriffe enwickelte/unentwickelte Länder geworden, Rassismus ist für mich ein wichtigeres Thema und ich weiß, dass es mir noch wichtiger als vorher ist, mich für Mädchen und Frauen einzusetzen.
Und ich bin definitiv motiviert, noch eine weitere Fremdsprache zu lernen, jetzt wo ich wieder weiß, wie gerne ich Sprachen lerne und wie leicht es mir fällt. Ich möchte auch definitiv weiterhin viel reisen, viele neue Orte und Menschen und Kulturen kennenlernen.
Meine Erwartungen an das Jahr hier haben sich zum Großteil bestätigt: Ich habe viel Neues kennengelernt, andere Denkweisen gehört, mich einer neuen Kultur angepasst, eine andere Sprache gelernt und eine persönliche Entwicklung gemacht. Auch wenn letztere anders war, als ich erwartet hätte. So hätte ich zum Beispiel gerne mein Selbstbewusstsein verbessert anstatt es etwas zu verlieren. Aber wie meinte ein Freund zu mir: "Du hast es nicht verloren, du hast es nur abgelegt und musst es jetzt wieder aufnehmen." Einer der schönsten Sätze für mich!
Die Zeit in meinem Projekt hat mir definitiv viel Spaß gemacht, auch wenn es manchmal anstrengend, stressig und/oder nervtötend war. Aber letztendlich habe ich das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben, auch wenn mir klar geworden ist, dass ich keinen sozialen Beruf (vor allem nicht mit Kindern) ergreifen will. Nebenberuflich kann ich mir so etwas jedoch sehr gut vorstellen. Vor allem habe ich jedocht gelernt, mich durchzusetzen, mich nicht unterkriegen zu lassen und nicht aufzugeben, auch wenn es vielleicht einmal nicht so lief, wie ich es mir vorgestellt habe. Außerdem ist mir klargeworden, dass Menschen die Sachen, die sie sagen, oft gar nicht persönlich meinen: Vieles ist durch Emotionen gesteuert und hat nichts mit der Person zu tun, zu der etwas gesagt wird. Dies auf einer anderen Ebene zu verstehen und eben nicht auf der persönlichen, ist definitiv viel wert.
Ein Thema scheint mir außerdem auch noch sehr wichtig zu sein: Ecuador wird oft als Entwicklungsland gesehen, mehr als einmal bekam ich Fragen zu hören wie: Gibt es dort Apotheken, kann man Shampoo kaufen oder ähnliche über die ich ehrlich gesagt nur schmunzeln konnte. Ecuador ist nicht, wie man es sich vorstellt. Es ist nicht unentwickelt (wobei: Was ist entwickelt? Wie definieren wir es? Und wer gibt vor, was genau entwickelt ist?). Es gibt hier große Malls, es gibt Apotheken an jeder Ecke. Es gibt reiche Bankenviertel mit schicken Hochhäusern. Und natürlich gibt es auch große soziale Unterschiede, ärmere ländliche Gegenden und kaputte Straßen.
Aber es ist definitiv nicht so, wie es sich manch einer vielleicht vorgestellt hat. Denn unsere Vorstellungen beruhen auf zahlreichen Quellen und oft bilden wir uns eine Meinung, ohne etwas selbst erlebt zu haben.
Zu erwähnen ist außerdem, dass alles, was ich erzähle und erlebe, stets durch eine Art "kulturelle Brille" stattfindet und es somit fast unmöglich macht, Dinge objektiv zu betrachten. Denn wir alle sind geprägt durch unsere Herkunft und die Erfahrungen, die wir aufgrund unserer Hautfarbe, Geschlechts und ethnischer Zugehörigkeit, etc. gemacht haben.
Ich möchte euch bitten, dies stets vor Augen zu behalten, denn jeder (er-)lebt anders. Es lässt sich nicht verallgemeinern, wie die Menschen oder das Land hier sind. Denn jeder ist individuell. Natürlich gibt es bestimmte kulturelle Gepflogenheiten, aber das heißt nicht, dass es überall so ist.
Zu meinen letzten Monaten hier: Im Juli habe ich dann endlich den lang ersehnten Reisemonat. Am Anfang werde ich eine viertägige Tour im Regenwald unternehmen, bevor ich in den Süden des Landes weiterreise.
Mitte Juli kommt schließlich meine Mama und gemeinsam werden wir Galapagos erkunden.
Auch dazu wird es dann noch einmal einen ausführlichen Bericht geben.
Ganz liebe Grüße und BIS BALD (was für ein komisches Gefühl, das zu sagen),
eure Mandy
In diesem Blogpost möchte ich euch ein bisschen erzählen, wie es mir damit ergeht. Meine Gefühle sind durchaus gemischt. Einerseits freue ich mich darauf, meine Familie und Freunde wiederzusehen, andererseits habe ich Angst vor dem allseits bekannten Kulturschock. Denn dieser wird mit Sicherheit nicht gering ausfallen und ich werde wohl meine Zeit brauchen, um mich wieder an alles zu gewöhnen.
Hier mal eine Liste der Dinge, die ich vermissen werde:
- Die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen
- Die riesige Auswahl an Obst; weiteres Essen wie Patacones, Empanadas und Tortillas
- Die unglaubliche Vielfalt der Natur (und die Schönheit!)
- Dass alles relativ schnell zu erreichen ist, so kann man zum Beispiel einfach mal über Nacht in 6 Stunden an den Strand fahren
- Die Lockerheit der Menschen zum Thema Zeit; dass Stress quasi ein unbekanntes Wort ist
- Spanisch sprechen
- Meine ecuadorianischen Freunde
Folgende Dinge werde ich jedoch NICHT vermissen:
- Übervolle Busse
- Die Verschlossenheit von einem Großteil der Menschen zu bestimmten Themen wie Sexualität, Frauenrechte und ähnliches
- Reis essen und allgemein, dass es für Vegetarier manchmal sehr schwer sein kann
- Die Lockerheit der Menschen zum Thema Zeit (manchmal durchaus nervig, wenn nichts nach Plan läuft bzw Freunde und Bekannte fast immer eine Stunde zu spät kommen)
- Dass man als Frau ständig angemacht oder sogar belästigt wird und dass man sich nicht unbedingt sicher fühlt
- Die nicht vorhandene Freiheit, spontan zu machen, worauf man Lust hat (denn entweder der Weg ist zu weit, es wird zu zeitig dunkel oder die Gastfamilie ist nicht einverstanden)
Ich freue mich auf Deutschland und das ehrlich gesagt mehr, als ich gedacht hätte. Natürlich werde ich traurig sein, aber es ist nicht das letzte Mal, dass ich in diesem wundervollen Land bin. Ich habe gelernt, mein Leben in Deutschland zu schätzen und auch wenn ich Ecuador ins Herz geschlossen habe, würde ich nicht hier leben wollen (obwohl, vielleicht für den Ruhestand).
Das Jahr war definitiv ein großer Abschnitt meines Lebens, aber es war ein Leben auf Zeit. Denn letztendlich gibt es nichts, was mich derzeit hier hält.
Oft bekomme ich die Frage zu hören, inwieweit ich mich hier verändert habe. Diese Frage ist jedoch nicht leicht zu beantworten, ich denke, das werdet ihr dann schon merken. Ich bin auf jeden Fall auch entspannter in Bezug auf das Thema Zeit geworden, ich bin vorsichtiger geworden, was meine Sicherheit angeht, ich habe zu schätzen gelernt, ich bin ernsthafter in Bezug auf globale Ungleichheiten und die Begriffe enwickelte/unentwickelte Länder geworden, Rassismus ist für mich ein wichtigeres Thema und ich weiß, dass es mir noch wichtiger als vorher ist, mich für Mädchen und Frauen einzusetzen.
Und ich bin definitiv motiviert, noch eine weitere Fremdsprache zu lernen, jetzt wo ich wieder weiß, wie gerne ich Sprachen lerne und wie leicht es mir fällt. Ich möchte auch definitiv weiterhin viel reisen, viele neue Orte und Menschen und Kulturen kennenlernen.
Meine Erwartungen an das Jahr hier haben sich zum Großteil bestätigt: Ich habe viel Neues kennengelernt, andere Denkweisen gehört, mich einer neuen Kultur angepasst, eine andere Sprache gelernt und eine persönliche Entwicklung gemacht. Auch wenn letztere anders war, als ich erwartet hätte. So hätte ich zum Beispiel gerne mein Selbstbewusstsein verbessert anstatt es etwas zu verlieren. Aber wie meinte ein Freund zu mir: "Du hast es nicht verloren, du hast es nur abgelegt und musst es jetzt wieder aufnehmen." Einer der schönsten Sätze für mich!
Die Zeit in meinem Projekt hat mir definitiv viel Spaß gemacht, auch wenn es manchmal anstrengend, stressig und/oder nervtötend war. Aber letztendlich habe ich das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben, auch wenn mir klar geworden ist, dass ich keinen sozialen Beruf (vor allem nicht mit Kindern) ergreifen will. Nebenberuflich kann ich mir so etwas jedoch sehr gut vorstellen. Vor allem habe ich jedocht gelernt, mich durchzusetzen, mich nicht unterkriegen zu lassen und nicht aufzugeben, auch wenn es vielleicht einmal nicht so lief, wie ich es mir vorgestellt habe. Außerdem ist mir klargeworden, dass Menschen die Sachen, die sie sagen, oft gar nicht persönlich meinen: Vieles ist durch Emotionen gesteuert und hat nichts mit der Person zu tun, zu der etwas gesagt wird. Dies auf einer anderen Ebene zu verstehen und eben nicht auf der persönlichen, ist definitiv viel wert.
Ein Thema scheint mir außerdem auch noch sehr wichtig zu sein: Ecuador wird oft als Entwicklungsland gesehen, mehr als einmal bekam ich Fragen zu hören wie: Gibt es dort Apotheken, kann man Shampoo kaufen oder ähnliche über die ich ehrlich gesagt nur schmunzeln konnte. Ecuador ist nicht, wie man es sich vorstellt. Es ist nicht unentwickelt (wobei: Was ist entwickelt? Wie definieren wir es? Und wer gibt vor, was genau entwickelt ist?). Es gibt hier große Malls, es gibt Apotheken an jeder Ecke. Es gibt reiche Bankenviertel mit schicken Hochhäusern. Und natürlich gibt es auch große soziale Unterschiede, ärmere ländliche Gegenden und kaputte Straßen.
Aber es ist definitiv nicht so, wie es sich manch einer vielleicht vorgestellt hat. Denn unsere Vorstellungen beruhen auf zahlreichen Quellen und oft bilden wir uns eine Meinung, ohne etwas selbst erlebt zu haben.
Zu erwähnen ist außerdem, dass alles, was ich erzähle und erlebe, stets durch eine Art "kulturelle Brille" stattfindet und es somit fast unmöglich macht, Dinge objektiv zu betrachten. Denn wir alle sind geprägt durch unsere Herkunft und die Erfahrungen, die wir aufgrund unserer Hautfarbe, Geschlechts und ethnischer Zugehörigkeit, etc. gemacht haben.
Ich möchte euch bitten, dies stets vor Augen zu behalten, denn jeder (er-)lebt anders. Es lässt sich nicht verallgemeinern, wie die Menschen oder das Land hier sind. Denn jeder ist individuell. Natürlich gibt es bestimmte kulturelle Gepflogenheiten, aber das heißt nicht, dass es überall so ist.
Zu meinen letzten Monaten hier: Im Juli habe ich dann endlich den lang ersehnten Reisemonat. Am Anfang werde ich eine viertägige Tour im Regenwald unternehmen, bevor ich in den Süden des Landes weiterreise.
Mitte Juli kommt schließlich meine Mama und gemeinsam werden wir Galapagos erkunden.
Auch dazu wird es dann noch einmal einen ausführlichen Bericht geben.
Ganz liebe Grüße und BIS BALD (was für ein komisches Gefühl, das zu sagen),
eure Mandy
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