Direkt zum Hauptbereich

Es ist viel passiert...

Hola chicos!
Eigentlich wollte ich mich schon eher melden, aber ich hatte eine Weile kein Internet. Man meinte zwar zu mir, dass ich ab 29.08. wieder welches habe, aber in Lateinamerika ist das Zeitverständnis ziemlich anders (ich spreche gerne von ecuadorianischer Zeit) und deswegen hatte ich bis jetzt keines.
Bestes Beispiel für dieses andere Zeitverständnis: Ich hab mich letztens mit einem Bekannten getroffen und er kam 20 Minuten zu spät. Ich war ziemlich sauer, aber mein Gastbruder meinte, ich solle es nicht so tragisch nehmen, normalerweise käme er 1 Stunde zu spät und da könne ich mich doch geehrt fühlen :D
Übrigens fällt es den Lateinamerikanern sehr schwer, das englische „a“ in „Mandy“ auszusprechen und deswegen sprechen sie es einfach als normales „a“ aus. Das klingt echt süß und ich habe mich schon so daran gewöhnt, dass ich mich manchmal gleich so vorstelle.
Während Busfahren hier ja nur 25ct kostet und auch andere Sachen mega günstig sind (z.B. Dienstleistungen und ich habe mir einen Rucksack für 11 Dollar auf dem Markt geholt), sind alle Produkte, die importiert werden, echt teuer. Shampoo und Deo kosten 5 Dollar und mehr, Schokolade (auch wenn sie aus Ecuador ist) 2 Dollar und mehr.
Die Kälte habe ich übrigens auch ziemlich unterschätzt. Morgens und abends wird es ziemlich ungemütlich und auch in Häusern trage ich immer eine Jacke, weil die dicken Mauern keine Wärme aufnehmen.
Aber allgemein ist noch viel mehr passiert bei mir:
1. Meine Gastfamilie und ich sind umgezogen. Wir wohnen jetzt in einem ziemlich schicken und modernen Apartment in einer Gated Community nicht weit von dem alten entfernt. Allerdings muss ich jetzt immer einen ziemlich steilen Berg hinauf, aber ich sollte mich nicht beschweren, denn es handelt sich dabei quasi um mein tägliches Workout.

2. Seit einer Woche gehe ich jetzt schon arbeiten. Derzeit leben 9 Mädchen im Haus, eine hat außerdem ein Baby. Die Fälle sind total unterschiedlich: Von Gewalt bis zu Sex-Trafficing, einer modernen Form der Sklaverei, ist alles dabei. Die Mädchen stammen alle von der Küste, weswegen ihr Spanisch etwas anders ist. Es ist extrem schwer sie zu verstehen, aber es wird von Tag zu Tag besser. Neben mir und Brooke arbeiten noch eine Praktikantin, zwei Psychologen, eine Sozialarbeiterin, eine Polizistin und die zwei Chefinnen im Haus. Vormittags gehen wir meist in eine andere Fundacion um dort zu nähen oder zu basteln. Brookes und meine Aufgabe ist es dabei stets, auf die Mädchen aufzupassen, damit keine flüchten kann. Das klingt vielleicht doof, aber die meisten haben es sich nicht ausgesucht, in die Fundacion zu kommen. Bisher war allerdings alles recht entspannt und die meisten von ihnen sind auch sehr lieb. Es gibt welche, die dich spüren lassen, dass sie dich nicht mögen, aber man sollte dies nicht zu persönlich nehmen, denn sie haben eine sehr schwere Zeit hinter sich und neigen zu Misstrauen.Wenn wir zurückkommen, gibt es Mittag, danach ist Entspannen angesagt. Anschließend machen wir stets eine Nachmittagsaktivität, die Brooke und ich organisieren. Es ist also Kreativität gefragt! Ich arbeite von Montag bis Donnerstag von 8.30 Uhr bis 17 Uhr und freitags von 8.30 Uhr bis 14 Uhr.

3. Am Samstag, den 28.08., haben wir eine Wanderung auf den Pichincha unternommen. Dies ist ein toter Vulkan in Quito (nach ihm ist auch die Provinz benannt, in der ich wohne). Ein Stück kann man mit dem „teleferico“, das ist eine Drahtseilbahn, fahren und von da aus den Ausblick auf Quito genießen. Aber wir wollten mehr: Nämlich den Pichincha erklimmen. Und ich muss sagen, hätte ich vorher gewusst, was da auf mich zukommt, wäre ich nicht mitgegangen. Ich untertreibe null, wenn ich sage, dass es für mich ein Gang an meine eigene Grenze war. Es handelt sich zwar nur um 8km, aber es geht die ganze Zeit steil bergauf und zum Ende hin gibt es keinen Weg mehr. Das bedeutet konkret: Extreme Erschöpfung (man wollte sich wirklich einfach nur noch hinlegen und schlafen), Kälte (um die 10 Grad, man braucht also Mütze, Handschuhe und Schal), Probleme durch die Höhe (bei mir war es Schwindel, aber viele andere hatten extreme Kopfschmerzen) sowie Schmerzen an Beinen, Armen und Schultern. Das Ganze ist kein Vergleich zu den Bergen in Europa, denn es handelt sich hierbei um 4400m. Dadurch, dass es keinen festen Weg gab, musste man teilweise über Geröllhänge klettern und das ohne Sicherung, obwohl es steil bergab ging. Aufgeschürfte Hände waren also normal. Ich muss zugeben, dass ich teilweise wirklich Angst hatte, abzustürzen, aber jeder half jedem. Nach einem Viertel des Weges war man bereits halbtot (und das war quasi noch der angenehmste Teil), aber es gab immer welche, die einen motiviert haben weiterzumachen. Das schlimmste Stück war die letzte halbe Stunde. Dabei ging es eine Art sehr steile Sanddüne bergauf. Man rutschte immer wieder weg und trat Steine los. Auf dem Rückweg schlitterte man dann die Sandbank hinunter und fiel dabei immer wieder hin.
Für
 den Hinweg brauchten wir etwa 4-5h, für den Rückweg circa 2h.Das Gefühl, es nach dieser Tortur geschafft zu haben, war einfach nur Erleichterung pur. Wenn man in Ecuador ist, sollte man sich das antun, auch wenn ich es nie im Leben noch einmal machen würde. Der Ausblick auf die Stadt, den Vulkan, die Landschaft allgemein und das Gefühl über den Wolken zu sein, waren aber einfach genial!

4. Am Freitag waren wir außerdem im Centro Historico. Das ist, wie der Name schon sagt, die Altstadt von Quito. Es ist sehr schön hier und ich konnte mich gar nicht an allem sattsehen. Die Architektur ist sehr prunkvoll, es gibt viele Plätze, kleine Gassen, Arkaden und Kirchen. Wir haben den Präsidentenpalast besucht (dort mussten wir uns vor der Ecuadorianischen Flagge verneigen), die Kirche La Compania de Jesus sowie den El Panecillo aus der Ferne bewundert (auch aufgrund seiner Form Brötchenhügel genannt).


Aber nun zum wichtigsten Teil, den Fotos:

Der Brötchenhügel

Centro Historico

Pichincha-Wanderung

Der Pichincha (die Spitze ist in den Wolken)

Der Blick auf Quito (die Stadt dehnt sich schier endlos nach rechts und links aus)

At the top! 
Der Ausblick
Der (ehemalige) Vulkan

Liebe Grüße aus Ecuador, 
eure Mandy!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die falsche Karte

Hallo Ihr, heute melde ich mich schon wieder, allerdings nicht mit News aus Ecuador. Ich möchte gerne etwas mit euch teilen (manche wissen es vielleicht schon). Und zwar geht es um unsere Weltkarte. Jeder kennt sie aus dem Schulatlas und dabei ist sie so, wie wir sie kennen, eigentlich falsch. Da man versucht hat, alles auf einer Ebene darzustellen, wurden die wahren Proportionen außer Acht gelassen. Zum Beispiel sehen Madagaskar und Großbritannien auf unserer Karte gleich aus, dabei ist Madagaskar viel größer. Auch Afrika und Grönland haben in Wahrheit keine ähnlich große Fläche, sondern Afrika ist um die 13-mal größer. Außerdem spiegelt die Weltkarte in gewisser Weise auch immer unsere Sicht auf die Dinge wider. Hat sich noch niemand gefragt, warum ausgerechnet Europa in der Mitte ist? Denn vom Weltraum aus betrachtet, gibt es so etwas wie Oben und Unten, Mitte und Rand gar nicht. Man spricht hierbei auch von "Eurozentrismus", das heißt, Europa wird konkret in die Mitte...

Bienvenida en Ecuador!

Hallo ihr Lieben, endlich schaffe ich es, euch zu schreiben. Bisher war so viel los, dass ich einfach nicht dazugekommen bin. Nach einer 22-stündigen Reise bin ich gut hier in Quito gelandet. Allerdings war der Flug gar nicht so schlimm, was vielleicht daran liegen könnte, dass ich aufgrund einer Überbuchung Business Class fliegen durfte :D Ich war trotzdem total fertig und bin gleich eingeschlafen. Allerdings nicht lange, dann wurde ich von einem Erdbeben geweckt. Ihr könnt euch vorstellen, wie verwirrt ich war, weil alles wackelte. Aber es hat relativ schnell wieder aufgehört und ich konnte weiter schlafen. Seitdem habe ich noch ein weiteres erlebt. Am ersten Tag haben wir dann unser Visum registrieren lassen (was ca. 3h gedauert hat) und sind anschließend noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen. Quito ist echt extrem schön! Die Stadt ist umgeben von mehreren Vulkanen und grünen Wäldern. Anfangs hatte ich ein paar Probleme mit der Höhe, schließlich liegt die Stadt auf fast 3000...

Ibarra/Otavalo

Hallo meine Lieben, das Wochenende war ich eine Freundin in Ibarra besuchen. Das Städtchen liegt nur eine halbe Stunde mit dem Bus von Otavalo entfernt, wo jeden Samstag der größte Indigenenmarkt Ecuadors stattfindet. Meine Freundin wohnt am Stadtrand von Ibarra und es tat gut, im Gegensatz zu Quito, einfach mal wieder frische Luft schnappen zu können. Die Natur um Ibarra ist wirklich sehr schön; grün mit Vulkanen und Wäldern. Außerdem habe ich dort eine der besten Pizzen meines Lebens gegessen, ebenso wie den besten Brownie überhaupt. Allein dies scheint mir Grund genug, irgendwann noch einmal wiederzukehren. Der Markt in Otavalo hat mich von seiner Größe her wirklich sehr beeindruckt. Man kann hier alles mögliche kaufen, nur sollte man unbedingt handeln, da man sonst ganz schön hereingelegt werden kann. Die Sachen sind wirklich sehr schön und so kam es, dass wir einiges an Geld dortgelassen haben. In Otavalo habe ich zudem zum ersten Mal traditionell hergestelltes Eis gegessen. D...