Hallo Ihr,
ich muss zugeben, so viel ist in letzter Zeit gar nicht passiert bei mir. Daran merkt man wohl, dass so langsam der Alltag einkehrt...
Vorletztes Wochenende war ich mit meiner Gastfamilie in der Schule meiner Gastschwester, um eine Parade anzuschauen. Es gab unterschiedliche Länder und meine Schwester war mit ihrer Klasse Deutschland. Mein Gastdad hat extra Deutschland-Shirts gekauft und ich sollte dann noch einen deutschen Satz sagen, den sie rufen können. Die Schule ist eine sehr schicke Privatschule, denn öffentliche sind hier beim Großteil der Bevölkerung verpönt. Danach waren wir wie jeden Samstag gemeinsam zu Mittag essen.
Sonntag habe ich mich dann mit einem Freund getroffen und wir sind zusammen in den Parque Metrapolitana gefahren. Dieser ist sehr groß und atemberaubend schön. Leider habe ich vergessen, Fotos zu machen, aber ich bin mir sicher, es wird nicht mein letztes Mal dort gewesen sein.
Und ja, ich merke schon, im Bezug auf Ausgehen oder Jungs ist hier alles etwas strenger, aber ich versuche so gut es geht, mich anzupassen ohne alle meine Freiheiten aufzugeben.
Aber eigentlich wollte ich diesen Post nutzen, um euch ein bisschen was von meinem "Arbeitsalltag" zu erzählen (einen wirklichen Alltag gibt es nicht). Zurzeit gibt es viel Arbeit, weil 12 Mädchen und zwei Babys in dem Haus leben. Eine wird uns jedoch morgen verlassen und zu ihrer Familie zurückkehren. Sie war insgesamt fast ein halbes Jahr in der Einrichtung und es macht mich glücklich zu sehen, wie sie sich nun auf ihr Familie freut. Und man glaubt es kaum, aber auch ihr Baby habe ich sehr ins Herz geschlossen. Das war ein weiterer Punkt meiner Arbeit, mit dem ich am Anfang zu kämpfen hatte: Ich bin nicht dafür geboren, mit Babys umzugehen, aber da es notwendig ist, die jungen Mütter zu unterstützen, merke ich, wie ich jeden Tag besser werde. Jetzt macht es mir sogar Spaß, mit dem Kleinen zu spielen oder ihn bei Laune zu halten.
Das neueste Mädchen ist 14 Jahre alt, wurde sexuell verkauft und zwangsprostituiert, hat Drogen genommen und besitzt ebenfalls ein Kind im Alter von eineinhalb Jahren. Diese Schicksale erschrecken mich immer noch, vor allem weil sie so locker davon erzählt hat. Viele der Mädchen sind im Herzen noch ein Kind, vermutlich weil sie nie die Gelegenheit hatten, ein normales Leben zu führen. Wenn ich meine Gastschwester und sie vergleiche, ist das sehr hart.
Was ich sehr an meiner Arbeit mag, ist, dass ich mit allen anderen gleichberechtigt bin, so darf ich zum Beispiel auch die Akten der Mädchen anschauen oder Dinge darin vermerken.
Flexibilität ist außerdem sehr wichtig, da sich Pläne sehr schnell ändern können. Und natürlich ist die Arbeit anstrengend, vor allem wenn die Mädchen sich untereinander anzicken. Aus diesem Grund wurde auch die Party heute abgesagt, weil ein paar Mädchen zwei anderen Streiche gespielt haben, wie Shampoo in das Zimmer und die Schuhe kippen.
An einem Wochenende haben zudem drei Mädchen versucht, in der Nacht zu flüchten. Die Polizistin hat dies aber bemerkt und konnte sie stoppen. Aus diesem Grund muss man die Mädchen immer im Auge behalten.
Dieses und auch nächstes Wochenende werde ich wohl arbeiten müssen, da wir Geld sammeln, um neue Möbel für das Haus zu kaufen. Aus diesem Grund werden wir Obstsalate und Ballons im Parque de la Carolina verkaufen und Kindergesichter schminken. Es gab auch schon einen "Garage Sale", bei dem Kleidung, Möbel und andere Sachen verkauft wurden.
Meine Arbeit ist also sehr vielfältig und mir macht es auch nicht aus, dass ich im Gegensatz zu anderen Freiwilligen so lange arbeiten muss, Abends bin ich dann zwar meist sehr fertig vom Tag, aber immerhin weiß ich so, was es bedeutet, richtig zu arbeiten.
Und es gibt Momente, in denen ich die Mädchen anschaue, und glücklich bin, dass sie bei uns in der Fundacion sicher sind und gut betreut werden. Diese Arbeit ist sehr wichtig für mich, denn Sex-Trafficing ist eine der schlimmsten Sachen überhaupt. Und wenn ein Mädchen sich dann mit der Familie treffen darf oder gar zurückkehrt, ist es einfach schön zu sehen, wie glücklich sie sind.
Natürlich gibt es Momente, wo ich mir dachte, was tust du eigentlich hier, sei es, weil das Baby nur rumschreit oder weil ich gefühlt einhundert Dinge gleichzeitig erledigen muss: Hier Bürokram, da die Mädchen. Aber letztendlich gehört das dazu und trotz allem gefällt mir meine Arbeit sehr gut.
Ich würde euch sehr gerne Fotos zeigen, aber leider darf ich keine Bilder von den Mädchen im Internet veröffentlichen (logischerweise).
Ganz liebe Grüße und ich hoffe, euch hat der Einblick in meine Arbeit gefallen!
Hasta pronto,
eure Mandy
ich muss zugeben, so viel ist in letzter Zeit gar nicht passiert bei mir. Daran merkt man wohl, dass so langsam der Alltag einkehrt...
Vorletztes Wochenende war ich mit meiner Gastfamilie in der Schule meiner Gastschwester, um eine Parade anzuschauen. Es gab unterschiedliche Länder und meine Schwester war mit ihrer Klasse Deutschland. Mein Gastdad hat extra Deutschland-Shirts gekauft und ich sollte dann noch einen deutschen Satz sagen, den sie rufen können. Die Schule ist eine sehr schicke Privatschule, denn öffentliche sind hier beim Großteil der Bevölkerung verpönt. Danach waren wir wie jeden Samstag gemeinsam zu Mittag essen.
Sonntag habe ich mich dann mit einem Freund getroffen und wir sind zusammen in den Parque Metrapolitana gefahren. Dieser ist sehr groß und atemberaubend schön. Leider habe ich vergessen, Fotos zu machen, aber ich bin mir sicher, es wird nicht mein letztes Mal dort gewesen sein.
Und ja, ich merke schon, im Bezug auf Ausgehen oder Jungs ist hier alles etwas strenger, aber ich versuche so gut es geht, mich anzupassen ohne alle meine Freiheiten aufzugeben.
Aber eigentlich wollte ich diesen Post nutzen, um euch ein bisschen was von meinem "Arbeitsalltag" zu erzählen (einen wirklichen Alltag gibt es nicht). Zurzeit gibt es viel Arbeit, weil 12 Mädchen und zwei Babys in dem Haus leben. Eine wird uns jedoch morgen verlassen und zu ihrer Familie zurückkehren. Sie war insgesamt fast ein halbes Jahr in der Einrichtung und es macht mich glücklich zu sehen, wie sie sich nun auf ihr Familie freut. Und man glaubt es kaum, aber auch ihr Baby habe ich sehr ins Herz geschlossen. Das war ein weiterer Punkt meiner Arbeit, mit dem ich am Anfang zu kämpfen hatte: Ich bin nicht dafür geboren, mit Babys umzugehen, aber da es notwendig ist, die jungen Mütter zu unterstützen, merke ich, wie ich jeden Tag besser werde. Jetzt macht es mir sogar Spaß, mit dem Kleinen zu spielen oder ihn bei Laune zu halten.
Das neueste Mädchen ist 14 Jahre alt, wurde sexuell verkauft und zwangsprostituiert, hat Drogen genommen und besitzt ebenfalls ein Kind im Alter von eineinhalb Jahren. Diese Schicksale erschrecken mich immer noch, vor allem weil sie so locker davon erzählt hat. Viele der Mädchen sind im Herzen noch ein Kind, vermutlich weil sie nie die Gelegenheit hatten, ein normales Leben zu führen. Wenn ich meine Gastschwester und sie vergleiche, ist das sehr hart.
Was ich sehr an meiner Arbeit mag, ist, dass ich mit allen anderen gleichberechtigt bin, so darf ich zum Beispiel auch die Akten der Mädchen anschauen oder Dinge darin vermerken.
Flexibilität ist außerdem sehr wichtig, da sich Pläne sehr schnell ändern können. Und natürlich ist die Arbeit anstrengend, vor allem wenn die Mädchen sich untereinander anzicken. Aus diesem Grund wurde auch die Party heute abgesagt, weil ein paar Mädchen zwei anderen Streiche gespielt haben, wie Shampoo in das Zimmer und die Schuhe kippen.
An einem Wochenende haben zudem drei Mädchen versucht, in der Nacht zu flüchten. Die Polizistin hat dies aber bemerkt und konnte sie stoppen. Aus diesem Grund muss man die Mädchen immer im Auge behalten.
Dieses und auch nächstes Wochenende werde ich wohl arbeiten müssen, da wir Geld sammeln, um neue Möbel für das Haus zu kaufen. Aus diesem Grund werden wir Obstsalate und Ballons im Parque de la Carolina verkaufen und Kindergesichter schminken. Es gab auch schon einen "Garage Sale", bei dem Kleidung, Möbel und andere Sachen verkauft wurden.
Meine Arbeit ist also sehr vielfältig und mir macht es auch nicht aus, dass ich im Gegensatz zu anderen Freiwilligen so lange arbeiten muss, Abends bin ich dann zwar meist sehr fertig vom Tag, aber immerhin weiß ich so, was es bedeutet, richtig zu arbeiten.
Und es gibt Momente, in denen ich die Mädchen anschaue, und glücklich bin, dass sie bei uns in der Fundacion sicher sind und gut betreut werden. Diese Arbeit ist sehr wichtig für mich, denn Sex-Trafficing ist eine der schlimmsten Sachen überhaupt. Und wenn ein Mädchen sich dann mit der Familie treffen darf oder gar zurückkehrt, ist es einfach schön zu sehen, wie glücklich sie sind.
Natürlich gibt es Momente, wo ich mir dachte, was tust du eigentlich hier, sei es, weil das Baby nur rumschreit oder weil ich gefühlt einhundert Dinge gleichzeitig erledigen muss: Hier Bürokram, da die Mädchen. Aber letztendlich gehört das dazu und trotz allem gefällt mir meine Arbeit sehr gut.
Ich würde euch sehr gerne Fotos zeigen, aber leider darf ich keine Bilder von den Mädchen im Internet veröffentlichen (logischerweise).
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Ich auf Arbeit mit den beiden Hunden: Chiquita und Caramello |
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Der Schmuck, den die Mädchen regelmäßig herstellen und der auch verkauft wird |
Ganz liebe Grüße und ich hoffe, euch hat der Einblick in meine Arbeit gefallen!
Hasta pronto,
eure Mandy
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